Digitaler Schutzschild für KMU: Wie mehrere Sicherheitsebenen Ihre Firma widerstandsfähiger machen
Situation
Trotz der bekannten Herausforderungen bei der Cybersicherheit setzen viele KMU auf punktuelle Lösungen, wie die Implementierung von Sicherheits-Tools oder die Schulung von Mitarbeitern. Doch dieser Ansatz reichen nicht aus, um die unternehmenskritischen Daten zu schützen. Der Schlüssel zur Sicherung der Unternehmendaten liegt in einem Mehrschichten-Ansatz, der auch mit kleinem Budget und begrenzten Ressourcen umsetzbar ist. Dieser Ansatz berücksichtigt die verschiedenen Aspekte der Cybersicherheit, von der Netzwerksicherheit über die Anwendungssicherheit bis hin zu aufgeklärten Mitarbeiter. Im Folgenden wird am Beispiel einer fiktiven Schreinerei gezeigt, wie dieser Ansatz schrittweise umgesetzt werden kann, um die Cybersicherheit des Unternehmens nachhaltig zu verbessern. Erfahren Sie, wie die Schreinerei ihre Cybersicherheit durch eine Kombination aus technischen, organisatorischen und personellen Massnahmen auf ein sicheres Level hebt und somit ihre Geschäftsprozesse und Kundenbeziehungen besser schützt
Der Mehrschichten-Ansatz
Die Stärke einer effektiven und erfolgreichen Cybersicherheitsstrategie liegt in der intelligenten Kombination einzelner Sicherheitsschichten, die eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Cyberangriffe gewähren. Die Schichten ergänzen und verstärken sich gegenseitig, wodurch ein umfassendes Sicherheitsnetz entsteht. Die Verknüpfung dieser Sicherheitsebenen ergibt ein sogenanntes Mehrschichten-Modell. Dieser Ansatz ist die Basis ein robustes und resilientes Sicherheitskonzept.
In technischen Kreisen wird dieser Ansatz häufig als “Defense in Depth” bezeichnet. Dieses Konzept basiert auf der realistischen Annahme, dass kein einzelnes Sicherheitssystem perfekt oder unüberwindbar ist. Stattdessen wird anerkannt, dass jedes System Schwachstellen haben kann. Durch die Kombination mehrerer, sich ergänzender Sicherheitssysteme wird jedoch eine robuste Gesamtverteidigung aufgebaut, die weitaus schwieriger zu überwinden ist als jede einzelne Komponente für sich.
Wenn ein Sicherheitsproblem auftritt, bedeutet das nicht automatisch, dass das ganze Unternehmen gefährdet ist. Stattdessen wird der Angreifer mit weiteren Hindernissen konfrontiert, die überwunden werden müssen. Dadurch verlängert sich die Entdeckungswahrscheinlichkeit und die zur Verfügung stehende Zeit für eine Reaktion auf den Cyberangriff.
Durch diesen geschichteten Aufbau der verschiedenen Sicherheitsebenen bleibt der potenzielle Schaden im Falle eines erfolgreichen Angriffs begrenzt und überschaubar. Anstatt einem Alles-oder-Nichts-Szenario gegenüberzustehen, Dämmen Unternehmen den Schaden ein und kehren schneller zur Normalität zurück.
Der Mehrschichten-Ansatz befähigt KMU mit geringen Resourcen einen effizienten Schutz trotz begrenzter Mittel
Für KMUs bietet der Mehrschichten-Ansatz den Vorteil, dass er schrittweise implementiert werden kann. Unternehmen können mit grundlegenden Sicherheitsmassnahmen beginnen und ihr Sicherheitskonzept im Laufe der Zeit erweitern und verfeinern. Dies ermöglicht eine ausgewogene Verteilung von Ressourcen und eine kontinuierliche Verbesserung der Sicherheitslage.
Die Umsetzung eines Mehrschichten-Ansatzes erfordert sorgfältige Planung und ein gutes Verständnis sowohl der eigenen IT-Infrastruktur als auch potenzieller Bedrohungen. Es geht darum, die richtigen Sicherheitsmassnahmen auszuwählen und sie so zu integrieren, dass sie sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Dies kann bedeuten, technische Lösungen wie Passwortmanager und Multi-Faktor-Authentifizierung mit organisatorischen Massnahmen wie Zugriffskontrollen und Mitarbeiterschulungen zu kombinieren.
Beispiel: Schreinerei Müller GmbH
Die Schreinerei Müller GmbH ist ein fiktives familiengeführtes Unternehmen mit 25 Mitarbeitenden und Sitz in der Schweiz.
Die Schreinerei ist auf massgefertigte Möbel und Innenausbauten spezialisiert. Die Kundendatenbank wächst in den letzten Jahren stetig und enthält immer mehr sensible Projektdaten. Angesichts wachsender Cyberbedrohungen und der zunehmenden Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse erkennt die Schreinerei Müller die Notwendigkeit, ihre IT-Sicherheitsmassnahmen zu verstärken. Die finanziellen und personellen Ressourcen sind, wie im KMU nicht unüblich, begrenzt.
Regelmässige Software-Updates und Backups
Um die IT-Sicherheit der Schreinerei Müller GmbH zu verbessern, werden regelmässige Software-Updates und Backups eingeführt. Diese Massnahmen bilden das Fundament jeder robusten Cybersicherheitsstrategie. Regelmässige Updates schliessen bekannte Sicherheitslücken, während Backups sicherstellen, dass wichtige Daten gesichert sind und im Falle eines Cyberangriffs wiederhergestellt werden können. Die Backups werden automatisiert und an einem sicheren Ort gespeichert, um sie vor Ransomware-Angriffen zu schützen.
Mitarbeiterschulungen zu starken Passwörtern und Phishing-Erkennung
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schreinerei werden regelmässig geschult, starke Passwörter zu verwenden. Die Verwendung langer komplexer Passwörter, die Zahlen, Sonderzeichen und Buchstaben enthalten, reduziert das Risiko, dass Konten durch einfache Brute-Force-Angriffe gehackt werden. Dies wird den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erleichtert durch die Verwendung eines Passwortmanagers. Zusätzlich werden Schulungen zur Erkennung von Phishing-E-Mails durchgeführt.
Die Mitarbeiter lernen, verdächtige E-Mails zu identifizieren, Links nicht unüberlegt zu öffnen und keine persönlichen oder finanziellen Informationen preiszugeben. Durch diese Schulungen werden die Mitarbeiter zu einer aktiven Verteidigungslinie gegen Cyberangriffe.
Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA)
Als weiterer Schritt wird die Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) für alle wichtigen Systeme implementiert. Die MFA stellt sicher, dass für den Zugriff auf ein Konto nicht nur ein Passwort erforderlich ist, sondern auch ein zweiter Authentifizierungsfaktor, wie z. B. ein einmaliger Code, der an das Mobiltelefon des Benutzers gesendet wird. Diese zusätzliche Sicherheitsschicht, macht es für Angreifer erheblich schwieriger, auf Konten zuzugreifen, selbst wenn sie das Passwort in die Hände bekommen sollten.
Rollenzuweisung und Prinzip der geringsten Privilegien
Um den Zugang zu sensiblen Daten besser zu schützen, führt die Schreinerei eine klare Rollenzuweisung und das Prinzip der geringsten Privilegien ein. Dieses Prinzip besagt, dass jeder Mitarbeitende nur auf die Daten und Systeme zugreifen darf, die er für seine spezifische Arbeit benötigt. Dadurch wird das Risiko minimiert, dass sensible Daten versehentlich oder absichtlich von unbefugten Personen eingesehen oder manipuliert werden.
Die Rollenzuweisung wird so gestaltet, dass verschiedene Berechtigungsstufen festgelegt wird. Mitarbeitenden, die beispielsweise im Vertrieb tätig sind, haben keinen Zugriff auf Finanzdaten, während die Buchhaltungsabteilung keinen Zugang zu den Produktionssystemen hat. Durch diese strikte Trennung und Kontrolle der Zugriffsrechte wird das Unternehmen widerstandsfähiger gegen interne Bedrohungen und reduziert die Auswirkungen eines potenziellen Sicherheitsvorfalls.
Einsatz eines lokalen IT-Dienstleisters
Um die komplexeren Aspekte des Mehrschichten-Ansatzes zu bewältigen, beauftrag die Schreinerei Müller GmbH einen lokalen IT-Dienstleister. Dieser Dienstleister führt regelmässige Schwachstellen-Scans durch, um potenzielle Sicherheitslücken in der IT-Infrastruktur zu identifizieren, bevor sie von Cyberkriminellen ausgenutzt werden.
Darüber hinaus erstellt der Dienstleister einen Security Incident Response Plan (SIRP), der genau beschreibt, wie im Falle eines Cyberangriffs vorzugehen ist. Der SIRP umfasst detaillierte Anweisungen für die schnelle Reaktion auf Sicherheitsvorfälle, einschliesslich der Identifizierung und Eindämmung des Problems, der Benachrichtigung relevanter Stakeholder und der Wiederherstellung des normalen Betriebs. Dieser Plan stellte sicher, dass das Unternehmen im Ernstfall nicht unvorbereitet ist und sofortige Massnahmen ergreifen kann, um den Schaden zu begrenzen und den Geschäftsbetrieb schnell wieder aufzunehmen.
Der Mehrschichten-Ansatz – Weit mehr als «nur» technische Wiederstandsfähigkeit
Der Mehrschichten-Ansatz in der Cybersicherheit geht weit über technische Aspekte hinaus und hat tiefgreifende Auswirkungen auf die gesamte Unternehmenskultur und -strategie von KMU. Er schafft nicht nur technische Resilienz, sondern fördert auch ein umfassendes Verständnis für die Bedeutung der Cybersicherheit auf allen Ebenen des Unternehmens.
Aus geschäftlicher Perspektive bietet dieser Ansatz mehrere entscheidende Vorteile:
1. Risikominimierung: Durch die Implementierung mehrerer Sicherheitsebenen reduzieren KMU das Risiko von Datenverlust, Betriebsunterbrechungen und finanziellen Schäden durch Cyberangriffe erheblich. Dies stärkt die Geschäftskontinuität und schützt den Ruf des Unternehmens.
2. Wettbewerbsvorteil: In einer Zeit, in der Datensicherheit für Kunden und Partner zunehmend wichtiger wird, kann ein robustes Sicherheitskonzept zu einem echten Differenzierungsmerkmal werden. Unternehmen, die Cybersicherheit ernst nehmen, können dies als Verkaufsargument nutzen und sich als vertrauenswürdige Partner positionieren.
3. Compliance und Regulierung: Der Mehrschichten-Ansatz hilft, die zunehmend strengeren Datenschutzbestimmungen und Branchenstandards einzuhalten. Dies vermeidet nicht nur potenzielle Strafen, sondern öffnet auch Türen zu neuen Geschäftsmöglichkeiten, insbesondere in regulierten Branchen.
4. Effizienzsteigerung: Indem Sicherheitsmassnahmen in Geschäftsprozesse integriert werden, optimieren KMU ihre Abläufe. Beispielsweise führt die Implementierung von Zugriffskontrollen und Datenklassifizierung zu einer besseren Organisation und einem effizienteren Informationsmanagement.
5. Innovationsförderung: Ein sicheres digitales Umfeld ermöglicht es Firmen, neue Technologien und digitale Geschäftsmodelle mit grösserem Vertrauen zu erkunden und zu implementieren. Dies führt zu Innovationen und neuen Geschäftschancen.
6. Kulturwandel: Der Ansatz fördert eine Unternehmenskultur, in der Sicherheit als gemeinsame Verantwortung wahrgenommen wird. Mitarbeitenden aller Ebenen verstehen ihre Rolle zum Schutz des Unternehmens, was zu einer erhöhten Wachsamkeit und einem proaktiven Umgang mit potenziellen Bedrohungen führt.
7. Kosteneffizienz: Obwohl die Implementierung eines Mehrschichten-Ansatzes zunächst Investitionen erfordert, führt er langfristig zu Kosteneinsparungen Die Prävention von Sicherheitsvorfällen ist weitaus kostengünstiger als die Bewältigung ihrer Folgen.
8. Verbesserte Entscheidungsfindung: Ein ganzheitlicher Sicherheitsansatz liefert wertvolle Einblicke in Geschäftsabläufe und potenzielle Schwachstellen. Diese Informationen werden für strategische Entscheidungen genutzt, angefangen bei der Resourcenallokation bis hin zur Produktentwicklung.
9. Stakeholder-Vertrauen: Ein robustes Sicherheitskonzept stärkt das Vertrauen von Investoren, Partnern und Kunden. Dies wirkt sich positiv auf Geschäftsbeziehungen, Finanzierungsmöglichkeiten und die Kundenbindung aus.
10. Zukunftssicherheit: In einer sich schnell wandelnden digitalen Welt bereitet der Mehrschichten-Ansatz kleine und mittlere Unternehmen darauf vor, mit neuen Bedrohungen und technologischen Veränderungen umzugehen. Er schafft eine anpassungsfähige Grundlage, die auf zukünftige Herausforderungen reagieren kann.
Mehrschichten-Cybersicherheit: Strategische Notwendigkeit für KMU
Er schafft eine Kultur der Sicherheit und des Bewusstseins, die sich durch alle Aspekte des Unternehmens zieht. Diese ganzheitliche Perspektive ist entscheidend für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz und den Erfolg von KMU in einer zunehmend vernetzten und komplexen digitalen Geschäftswelt. Indem Unternehmen Cybersicherheit als integralen Bestandteil ihrer Geschäftsstrategie betrachten, positionieren sie sich nicht nur für den Schutz gegen aktuelle Bedrohungen, sondern auch für zukünftiges Wachstum und Innovation.
Mehr über den Mehrschichten-Ansatz für KMU erfahren Sie auf der entsprechenden Seite von freudiger IT security. Dort finden Sie weitere Informationen und Ressourcen, um Ihre Cybersicherheit zu verbessern und Ihre Geschäftsprozesse zu schützen.
Zum Autor:
Samuel Freudiger ist der Gründer von freudiger IT security B.V., einem Unternehmen, das sich auf umfassende Cybersicherheitsdienste spezialisiert hat. Dazu zählen unter anderem Schwachstellenmanagement, Cloud-Sicherheitsaudits sowie die Unterstützung bei der Entwicklung von Sicherheitskonzepten wie dem Security Incident Response Plan. Freudiger IT security setzt auf proaktive Massnahmen, tiefgehende Analysen und praxisnahe Empfehlungen, um sicherzustellen, dass Unternehmen bestens gegen die stetig wachsenden Cyberbedrohungen gewappnet sind.