Die Corona-Krise ist für die Idee des Homeoffice eine Chance – und Nähe ist auch remote möglich.
Am letzten #DINversusCorona Virtual Meetup stellten sich die Teilnehmenden zusammen mit dem COO von Puzzle ITC, Daniel Binggeli, die Frage, wie man Normalität in Zeiten von Corona herstellen kann, damit neben der Produktivität im Arbeitsalltag auch die Unternehmenskultur erhalten werden kann. Doch was heisst schon normal? Und will man zum Zustand vor März 2020 zurück? Ein paar hoffnungsvolle Einschätzungen zum Abschluss unserer Serie.
Text: Thomas Gees
Daniel Binggeli ist Co-Chief Operating Officer, Head of Software Development und Board-Member beim IT-Unternehemen Puzzle ITC. Die Mitarbeitenden werden in diesem Unternehmen «Members» genannt, das Unternehmen arbeitet in der Schweiz an 3 Standorten. Rund 140 «Members» arbeiten und leben die eher junge Kultur, welche man Puzzleness nennt. Viele kleine und grössere Events prägen die Zusammenarbeit, und gerade diese Kultur wurde in der jüngsten Vergangenheit stark eingeschränkt. Wie gelang es dem Unternehmen, diese Kultur «remote» zu erhalten?
Kommunikation
Von Beginn weg bemühte man sich bei Puzzle ITC um eine Kommunikation in beide Richtungen. So wurden auch viele Ideen aufgenommen, die von den Mitarbeitenden entwickelt wurden. Ein Pandemie-Team sorgte dafür, dass man die Empfehlungen des BAG sofort implementierte. Das Team besteht aus der Geschäftsleitung, dem HR und der IT. So wurde zeitnah kommuniziert – nach den Beschlüssen des Bundesrats.
Neben der formellen Implementierung der BAG-Empfehlungen in das Unternehmen entwickelte das Unternehmen rasch aber eine Kultur des pragmatischen Wegs: die Mitarbeitenden wurden stark ermuntert, zu Hause zu arbeiten, ein Zwang wurde allerdings verworfen. Denn nicht jedem war es möglich, zu Hause gut zu arbeiten. Auch konnten die Mitarbeitenden Arbeitszeit auf ein Konto buchen, wenn sie Kinder betreuen mussten.
Zahlreiche Events versuchten, den Austausch zu kompensieren, welcher vor Ort nicht mehr möglich war, so gab es einen virtuelle Ostereiwettbewerb, auch zeigten die Mitarbeitenden ihre Backwaren über Fotos, es fand sogar über das Tool «online-town» ein Apéro statt, damit die Mitarbeitenden in Kontakt bleiben konnten. Das Jubiläum wurde allerdings verschoben.
Knackpunkt Hardware
Die Members wurden mit der Büro-Hardware ausgestattet, so wurden neben den Screens und Docking Stations auch die Bürostühle nach Hause gezügelt. Für die zusätzliche individuelle Ausstattung gab es auch finanzielle Unterstützung. Ein genau gleiches Vorgehen wählten auch andere Unternehmen. Die Frage kam schliesslich auf: was passiert mit der Hardware, wenn die Leute vermehrt im Heimbüro weiterarbeiten? Ein Punkt, der noch geklärt werden muss, sagt Daniel Binggeli.
Zurück zur Normalität?
Zum Schluss diskutierte man den Weg zurück in die Normalität. Doch – so fragte Daniel Binggeli: «Was ist schon normal?» Gewisse Routinen hätten sich in der kurzen Zeit seit der besonderen Lage neu ergeben, sodass eine neue Normalität entstanden ist. Gerade in einem Unternehmen mit verschiedenen Standorten war diese Zeit eine grosse Chance, indem die Standorte näher zusammenrückten. So konnten für die Projekte Mitarbeitende eingesetzt werden, unabhängig vom Standort, denn «remote» ist für alle «gleich weit». Es entwickelte sich Nähe unter den Mitarbeitenden, welche es vorher nicht gab über die Standorte hinweg. Ein Zurück werde es nicht geben, so erwarten viele zum Beispiel eine «hybride Meeting-Kultur». Man wird auch weiterhin von zu Hause aus an Meetings teilnehmen. Das Homeoffice ist nicht weniger produktiv, teilweise arbeiten die Leute sogar mehr, weil der Arbeitsweg wegfällt. Wer nicht direkt mit Kunden im Kontakt stehe, könne seine Arbeit genauso gut ausserhalb des Büros erledigen. Wenn konzeptionelle Arbeiten zu erledigen sind, könnte man zu Hause besser arbeiten. Die letzten Wochen – so kann man zusammenfassen – boten grosse Chancen für das zukünftige Arbeiten.