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DIN-Delegationsreise nach Berlin

Text: Tobias Kluge, Fachgruppenleiter Cloud Native & DevOps / Nexplore AG

Montag, 12 Uhr in einem Motel One in Berlin: Treffpunkt und offizieller Start der DIN-Delegationsreise 2023 nach Berlin. In den nächsten 72 Stunden stehen verschiedene Stationen der Startup-Szene in Berlin auf dem Programm, organisiert in Zusammenarbeit mit der Organisation «Greater Geneva Bern area» und Shayan Balali.

Nach einem kurzen Fussmarsch über den Alexanderplatz und durch die Berliner Innenstadt trafen sich die Teilnehmenden im Restaurant «Zur letzten Instanz», dessen Geschichte bereits 1621 begann. Bei Berliner Spezialitäten wie Königsberger Klopse und Grillhaxe konnten sich die Teilnehmenden auf die Berliner einstimmen und erste Eindrücke austauschen. Shayan Balali und Manuel Stahl von Secjur erzählten persönliche Eindrücke vom Leben und Arbeiten in Berlin.

Station 1: Berlin Partner

Bei Berlin Partner startete der offizielle Teil der Berlin-Reise. Friedemann Lotz gab einen spannenden Überblick über die Berliner Startup-Szene: Nach der Wende gab es viele günstige Gebäude und niedrige Lebenshaltungskosten, aber wenig Industriefirmen und Konzerne. Dieser Mix war ein idealer «Nährboden» und brachte viele Menschen in die wiedervereinigte Stadt.

Daraus entwickelten sich in einigen Wellen eine breite Palette an Startups, Grown-Ups und Unicors. Diese zogen Unternehmen und Venture-Unternehmen aus der ganzen Welt an. Aus den «Exists» der erfolgreichen Startups entstanden Angel-Investoren und Venture Capitalists, wie beispielsweise die Samwer-Brüder und «Rocket Internet».

Station 2: Gesundheitssystem Deutschland

Beim «Health-IT Talk» vom SIBB und TMF e.V. gab es einen spannenden Einblick in die aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen im Deutschen und Europäischen Gesundheitssystem.

Wie können Krankenhäuser und -betreiber Ihren Kunden und Patienten bessere, effektivere digitale Dienstleistungen anbieten – im Einklang mit regulatorischen Vorgaben wie Datenschutz, Sicherheit und den engen Budgets. Die Lösung curamenta bietet eine sichere Kommunikationsplattform für die betreuenden Personen aus den Spitälern und den betroffenen Patienten, um die Prozesse und Kommunikation vor, während und nach der Behandlung digital und effizient abwickeln zu können.

Das Universitätsklinikum Halle bietet mit dem digitalen Gesundheitslotsen eine Kontaktmöglichkeit, um bei gesundheitlichen Problemen und Beschwerden mit einem Chat-Bot eine erste Einschätzung zu erhalten – und dann einen Vorschlag, wie die weitere Behandlung aussehen kann. Im Hintergrund wirkt ein Schweizer Unternehmen mit, das die dahinter liegende KI-basierte Technologie bereits für telefonische Hotlines anbietet.

Station 3 MotionLab

Am Dienstagmorgen trafen wir mitten in Berlin an einer unscheinbaren Halle ein – dem Motion Lab. Es ist eine Mischung aus Coworking-Space, Makerspace und Inkubator. René Giese stellte uns die verschiedenen Dienstleistungen und die umfangreiche Gerätepalette vor.

Viele 3D-Drucker und Lasercutter, sowie viele andere Werkzeuge bieten «Hardware-nahen» Entrepreneurs, Künstlern und Startups unzählige Möglichkeiten, um an ihren Ideen und Konzepte zu tüfteln und marktfähig zu machen. Es können auch «Garagenplätze» in der Halle gemietet werden, um auf grösserer Fläche an Ideen und Produkten zu werkeln.

Motion Lab bietet auch umfangreiche Beratungs- und Vernetzungsmöglichkeiten und beteiligt sich an Startups aus dem Inkubator. Zu den «ehemaligen» gehören beispielsweise Ono und cit kar.

Nach einem Spaziergang durch den Görlitzer Park verbrachten wir die Mittagspause in der Markthalle – mit einer vielfältigen Auswahl an Getränken und Speisen.

Station 4 Merantix

Der Merantix AI Campus bietet auf einer Fläche von über 5’300 m2 auf drei Stockwerken einen modernen Coworking- und Büro-Space für das aktuelle Trend-Thema «AI». Hendrik Remigereau stellte uns die Geschichte hinter dem Campus und auch das Konzept der anderen Bereiche von Merantix vor: so beteiligt sich Merantix bereits seit 2016 an Startups, unterstützt und coacht externe Unternehmen und expandiert das Merantix-Konzept an andere Standorte wie beispielsweise im Sommer 2023 nach Basel.

Den letzten Abend in Berlin liess die Gruppe im Alt-Berliner Gasthaus «Julchen Hoppe» ausklingen.

Station 5 betahaus

Das betahaus entstand 2009, als Treffpunkt der Nachbarschaft und daraus entwickelte sich das erste Coworking-Space in Berlin und Europa, erzählte uns Olivia Czetwertynski. Viele bekannte Gründer und Entrepreneurs liessen sich hier inspirieren. Das Konzept selbst wurde auf andere Städte und Länder übernommen, der heutige Standort ist in den Räumen einer ehemaligen Tageszeitung untergebracht.

Johannes Bittel von Skydeck Berlin / Deutsche Bahn Group beleuchtete in seinem Vortrag «Generative AI – Potential and applications transforming Industry» das Trend-Thema künstliche Intelligenz aus verschiedenen Blickwinkeln – neben textbasierten generativen AI-Systeme wie ChatGPT gibt es viele Anwendungsgebiete in der Bildgenerierung, Musikkomposition, Sprache, Video- und 3D Bearbeitung.

Station 6 Impact Hub

Den Abschluss der Delegationsreise bildete der Besuch beim Impact Hub Berlin in Berlin-Kreuzberg auf dem Gelände einer ehemaligen Brauerei. Der Standort setzt sich für Kreislaufwirtschaft, Diversität und Inklusion, grüne Technologien und nachhaltige Lebensmittelsystem ein.

Der Campus hat eine Fläche von über 3’000m2 und überrascht mit einer ungewöhnlichen Inneneinrichtung: Wände sind aus Holz, Absperrungen aus Fussrosten, Fenstern kombiniert aus alten und neuen Glasscheiben. Ein gutes Beispiel, wie Gebäude im Kreislauf-System erstellt, umgebaut und dann weiterverwendet werden können.

Fazit: AI und Nachhaltigkeit werden uns weiter begleiten

Im Jahr 2023 ist künstliche Intelligenz und AI das Hauptthema und fast überall anzutreffen: von Startups und Inkubatoren, über Gesundheitsapplikationen und Krankenhäusern bis hin zu Grosskonzernen und Innovationsabteilungen. Aus dem Hype werden sich in den nächsten Jahren viele neue Entwicklungen und Disruptionen entwickeln.

Anderseits ist gerade in einer Metropole wie Berlin der Themenschwerpunkt Umwelt, Nachhaltigkeit (Sustainability) & Kreislaufwirtschaft an vielen Orten anzutreffen – und wird sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten in viele Lebensbereiche ausbreiten.

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